Wie Ihre Arbeitgeber­marke zur Geheimwaffe wird

Lesedauer: 5 min

Warum schaffen wir es nicht (mehr), neu Mitarbeiter*innen von unserem Unternehmen zu überzeugen? Eine Frage, die nicht nur viel diskutiert wird, sondern vor allem den Frust und die Notwendigkeit des Wandels der Arbeitswelt verdeutlicht.

Leerstellen statt Lernkurve

Erst kürzlich tauchte in meinem LinkedIn Feed mal wieder ein typischer Post auf: Ein Event zum Thema „Wandel der Arbeitswelt“. Das Event selbst entsprach dem Wandel jedoch in keinerlei Hinsicht. Die Szenerie sah aus wie immer: Frontalbeschallung in einer Podiumsdiskussion, die ersten 10 Reihen besetzt von „alten, weißen Männern“, die emotionslos und teils gelangweilt wirkten. Mein Arbeitskollege fragte mich on Top und zugegeben etwas provokant: ob die Frauen gerade Kaffee holen seien. Mein erster Eindruck war ja ein ähnlicher. Ich fragte mich: Warum schaffen wir es nicht, den Wandel der Arbeitswelt wirklich zu vollziehen, wenn doch das Interesse offensichtlich gegeben ist, diesen anzustoßen? Und dabei geht es um weit mehr als das Geschlechterverhältnis – ganz allgemein knirscht es im Verhältnis zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer*innen.

Mitarbeitergewinnung ist kein Battle um Benefits

Schauen wir uns den Arbeitnehmermarkt an, kann man sich natürlich auf die Gen Z einschießen. Gerade Unternehmer*innen ärgern sich oft darüber, dass die Ansprüche der neuen Generation gefühlt grenzenlos sind. Gleichzeitig werden diese Ansprüche von den wildesten Angeboten der Arbeitgeber*innen befeuert und sind längst nicht nur eine Erwartungshaltung der Gen Z. Kürzlich erzählte mir ein Recruiter während eines Arbeitgebermarken-Workshops, dass der Top-Bewerber abgesagt habe, weil man eben kein Qualitrain (Firmenfitness) anbieten würde. What?!

Das Letzte, was wir Unternehmer*innen doch wollen, ist ein Battle auf dem Level der Arbeitgeber-Benefits und sonstigen Rahmenbedingungen – denn diesen Kampf werden wir alle verlieren. Doch wie steigt man aus dem Wettrüsten mit Dienstwagen, Kickertischen und Fitnessraum aus? Wollen wir nicht eigentlich die Arbeitnehmer*innen für uns gewinnen, die zu uns, unseren Visionen, Wertevorstellungen und unserem Team passen?

Mit der Arbeitgebermarke die Beziehungsebene ansprechen

Selbstverständlich stellen rationale Faktoren zunächst die Grundlage für eine Entscheidung dar, wenn Bewerber*innen sich auf eine neue Stelle bewerben. Aber eben nicht nur! Die Fragen, welches New Work Modell am passendsten ist, wie dem Wandel der Arbeitswelt begegnet wird und welche zeitlichen, örtlichen und monetären Rahmenbedingungen angeboten werden, sind eben nicht die einzigen Determinanten. Denn keine Entscheidung ist rein rational. Menschen sind soziale und emotionale Wesen, und wir haben ein eingebautes Gespür für Beziehungen. Letzten Endes zählt für uns nicht der Kickertisch im Aufenthaltsraum, sondern die Emotionen, die wir damit verbinden. Und genau an dieser Stelle kommt Ihre Arbeitgebermarke ins Spiel.

Warum Employer Branding wirkt

Die Arbeitgebermarke ist die Summe dessen, was Arbeitnehmer*innen und Bewerber*innen in der Kommunikation und Interaktion mit Ihrem Unternehmen täglich erleben. Sie ist ein Beziehungsversprechen, an dem potenzielle Bewerber*innen auch ablesen, ob und was für eine Beziehung sie mit dem Unternehmen aufbauen wollen.

Das Gute ist: An Beziehungen kann man arbeiten. Wenn Sie also das Verhältnis zu bestehenden ebenso wie zukünftigen Mitarbeiter*innen verbessern wollen, gilt es, die Arbeitgebermarke zu stärken. Wie das geht?

Der erste Schritt zu einer starken Arbeitgebermarke

Die Entwicklung einer klaren Arbeitgebermarke ist ein Prozess. Dabei ist es wichtig, erstmal den Status Quo zu erkennen. Wenn Sie engagierte Mitarbeiter*innen gewinnen und halten wollen, fragen Sie sich selbst: Welche Haltungen prägen unser Unternehmen in Bezug auf aktuelle Top-Themen wie Diversität, Work-Life Balance, Fehlerkultur oder Frauen in Führungspositionen? Die Antworten darauf lassen sich in der inneren Haltung Ihrer Führungskräfte finden, und haben einen entscheidenden Einfluss auf die Unternehmenskultur. Es sind Antworten, die auch bestehende Mitarbeiter*innen beantwortet wissen wollen – und die ausschlaggebend für die Wahl eines Arbeitgebenden sein können. Denn je klarer Sie sich positionieren, desto einzigartiger stellen Sie sich im Wettbewerb zu anderen Arbeitgeber*innen auf. Hier setzen unsere Arbeitgebermarken-Workshops an. Gemeinsam decken wir die Schwächen und Stärken im Arbeitgeberversprechen auf – und erarbeiten eine wegweisende Positionierung, die als Triebfeder für Wandlungsprozesse und eine attraktive Arbeitskultur dient. So überzeugen Sie neue Mitarbeiter*innen ganz ohne Kickertisch.

Wandel statt Battle

Ich führe aktuell viele Arbeitgebermarken-Workshops durch, die das Bild des oben genannten LinkedIn Posts aufgreifen und mir immer wieder aufzeigen: Der Wandel der Arbeitswelt ist noch längst nicht gelebte Realität, ABER stößt auf immer größeres und breiteres Interesse. Man(n) hat erkannt, dass man bei sich anfangen muss, das verkörpern muss, was man selber erreichen möchte: Einen Wandel der Arbeitswelt, der eben nicht nur über Benefits, sondern in erster Linie mit einer wesentlich offeneren Kultur, klaren Werten und einer starken Haltung einher geht. Dies zu erarbeiten und als Leitbild ALLEN Mitarbeiter*innen an die Hand zu geben ist – zu Recht – die Basis eines jeden Wandels.

Vanessa Salomon
Vanessa Salomon
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